Mal meine Erfahrung als gelernter Landwirt:
Ich bin quasi auf dem Bauernhof groß geworden und hab nebenbei immer geholfen und Geld verdient. Nach dem Abi hab ich dann mein Hobby zum Beruf gemacht und eine verkürzte Ausbildung (2 Jahre) absolviert.
Auf dem 1. Lehrbetrieb war reiner Ackerbau angesagt. Alles pfluglos natürlich und in Kooperation mit Köckerling (Entwicklung Direktsaat bei Rüben)
Der Chef hat mich immer überall mitgenommen, wo es um Unkraut, Bodenbearbeitung und wirtschaftliches Arbeiten ging. Morgens mal um 3 Uhr los Kartoffeln fahren oder 12 Stunden Schichten beim Rübenfahren waren normal. Gemacht hab ich dort alles, vom Spritzen über Drillen und Pflanzen und die kompletten Ertemaschinen fahren (Holmer, Claas Lexion usw.) War alles sehr schön und ich hab ne Menge gelernt. Vor allem der Umgang mit großen Maschinen und die Anbaukosten im Auge zu behalten war immer spannend. Die Zwischenprüfung hab ich auch mit einem "gut" abgeschlossen. (fairerweise muss ich zugeben, dass ich kein guter Pflüger bin, und auch auf einem pfluglosen Betrieb so ewtas nie verinnerlichen konnte und in der Zwischprüfung wurde natürlich gepflügt). Hart war die Arbeit aber auch, wenn es darum ging groß Maschinen konzentriert über 12 Stunden am Tag zu bewegen. Zeit ist immer knapp bei der Ernte.
Mein 2. Lehrbetrieb war das krasse Gegenteil. Da war ich dann, verwöhnt vom 1. Lehrberieb, )der Knecht hoch 10. Immer als blöd dargestellt und ständig im Schweinestall. Aber auch dort wurde mir klar, das man gerade in der Tierwirtschaft regelmäßige Arbeit braucht, um sich einen gewissen Erfahrungsstand anzueignen. Man lernt eben am meisten über Schweine, wenn man jeden Tag damit zu tun hat. Ende vom Lied...glatte 1 in der Prüfung, weil ich jeden Handgriff schon 1000 mal gemacht habe. Und nach 3 Monaten im Wald Holz machen war ich körperlich so fit wie nie. Es hat alles Vor- und Nachteil. Ich hab meinen Beruf von klein auf gelernt und ihm am Ende doch noch den Rücken gekehrt, da mich die Baubranche auch interessiert hat. Nun bin ich Bauingenieur im Tiefbau und hab weitaus mehr Verantwortung zu tragen, aber bekomme auch mehr Kohle.Wenn ich aber die Chance hätte einen Betrieb zu übernehmen, würde ich es sofort machen. Das wirtschaftliche Knowhow hab ich dazu allemal.
Aber wer keinen eigene Betrieb hat, wird seine Zukunft auch selten in der Landwirtschaft verbringen!