Zwischengas beim Hochschalten.

  • Hallo Leute,


    Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder zu Wort. Hätte heute mit paar Freunden eine interessante Diskussion. Ich war der Meinung, bei unserem alten Traktor (Fendt Dieselross F17, BJ54) MUSS man mehr oder weniger Zwischengas beim Hochschulen geben, ansonsten geht es sehr schwer. Meine Freunde waren allerdings eher der Meinung, damit würde man mehr dem Getriebe und der Kupplung Schaden, als irgendwas positives zu bewirken.


    Auch ist mir aufgefallen, dass bei unseren anderen beiden Traktoren (Fendt Farmer S2 BJ 70-80 und Fendt Farmer 310(E) BJ96) das Hochschulen mit Zwischengas wesentlich leichter fällt. Auch bei meinem Audio 80 (BJ 94) geht das Schalten v.a. In den 2. Gang hoch und runter schwer, mit Zwischengas geht das jeweils um einiges leichter.


    Jetzt wollte ich mal eine Frage in die Runde stellen und schauen, ob man da vielleicht eine kleine Diskussion starten kann: Ist es allgemein sinnvoll, beim Hochschulen Gas zu geben, ist es sinnlos oder schadet es sogar? Des Weiteren noch die Frage, wofür das gilt, ob es da Unterschiede je nach Fahrzeug,... Gibt.

  • Hochschulen = Hochschalten?!


    Wenn man zB. vom Ersten bei 2000 RPM in den Zweiten schaltet, dann hat der zweite Gang passend zur aktuellen Geschwindigkeit eine geringere Drehzahl, also ist Zwischengas nicht sinnvoll.


    Mit Zwischengas meinst du aber: Kuppeln, Gang raus, Einkuppeln, Gas geben, Auskuppeln, Gang rein, Einkuppeln? Mit getretener Kupplung Gas geben hat nämlich genau 0 Effekt.

  • Sorry, habs am Handy geschrieben. Titel ist ausgebessert. Mit Zwischengas meine ich:
    Kuppeln, Gang raus, Gas geben, Gang rein, Kuppeln.


    Das Komische ist, dass es auf jeden Fall "nachweislich" einen positiven Effekt bei allen genannten Fahrzeugen hat. Mit Zwischengas, wie ich es beschrieben habe, ist es leichter, die Gänge "reinzubekommen". Auch das Loslassen der Kupplung ist so bei langsamerem Schalten besser, da der Motor nach Drehzahl hat und die Kupplung so nicht so viel angleichen muss.


    An sich wundere ich mich auch, warum Zwischengas das Schalten erleichtert, da es ja in der Theorie nichts bringen dürfte. Fakt ist nur, dass es nachweislich das Schalten erleichtert. Die Frage ist nun, warum und ob das schädlich ist.

  • Zwischengas macht nur beim runterschalten Sinn bei unsynchronisierten Getriebe ist dieses sogar ein MUSS. Am besten geht schalten aber immer noch genau bei der Drehzahl wo beide Zahnräder genau gleich laufen weshalb schalten bei zu hoher und noch mehr bei zu niedriger Drehzahl eher schwerer fällt und den Verschleiß der Synchronringe wenn verbaut bzw der Gangräder(oder Schaltstifte) vergrößert.

  • Du schaltest vermutlich bei ehr niedriger Drehzahl somit bringt der Gasstoß geringfügig etwas um Motor etwas mehr Schwung zu geben sodass die Kupplung nicht zu stark abgebremst wird beim wieder einkuppeln. mit dem Schalten an sich hat dieses aber überhaupt nichts zutun.

  • Hmm. Also scheint hier auch die allgemeine Meinugn vertreten zu sein. Komischerweise habe ich sowohl bei den Traktoren, als auch beim Auto mit allen möglichen Drehzahlen geschalten. Mal etwas früher, mal etwas später. Ging immer nicht so leicht wie mit Zwischengas.

  • Ich meine beides. Vor allem aber das Schalten an sich. Alle 3 Traktoren sind ja schon älter und haben schon einige Stunden auf dem Buckel. Auch der Audi hat >200.000km. Bei allen Fahrzeugen ist das Schalten folglich nichtmehr ganz so einfach (gemeint ist hier das Einlegen des Ganges mit dem Schalthebel). Zwischengas erleichtert hier bei allen Fahrzeugen das Einlegen des Ganges. Außerdem vermindert es natürlich auch ein gewisses "Ruckeln"/Belasten der Kupplung beim Loslassen der Kupplung.

  • ALos ich habe auch einen D4006S mit unsynchronisierten Getriebe und da reicht es einfach aus bei 1700 u/min ca hoch zu schalten ohne Gas zu geben beim runterschalten na klar kuppeln Gang raus Kupplung los Gas geben kuppeln Gang rein. jedoch hat es bei deiner Methode absolut Null Einfluss Gas zu geben da du ja nur den Motor hochdrehst wenn du dabei die ganze Zeit auf der Kupplung stehst. Ich könnte es höchstens damit begründen das du normalerweise einfach zu schnell schaltest und mit dem Gas geben so beschäftigt bist das die Synchronisierung mehr Zeit hat und somit sauberer synchronisiert.

  • Ok. Interessant. Dann bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Kann man durch besagtes Zwischengas beim Hochschalten irgendeinem Bauteil vielleicht mehr schaden, als sonst? Wenn nicht, würde ich das nämlich einfach weiter praktizieren und ggf. noch einmal mit Geschwindigkeit/Drehzahl experimentieren. Wenn das allerdings evtl. zu erhöhtem Verschleiß an einem Teil führen kann, lass ich es lieber.

  • Verschleiß wird sich dabei nicht wesentlich erhöhen und Bauteile werden dadurch auch nicht wer weiß wie beansprucht. eventuell könntest du das etwas langsamer schalten bzw versuchen immer schön gleichmäßig zu schalten.

  • Sind ja hier einige interessante Meinungen vertreten..


    Was das Dieselross angeht, das hat definitiv ein unsynchronisiertes Getriebe. Das bedeutet, zwischenkuppeln. Wenn du das nicht machst schadet es dem Getriebe.. So viel steht schon mal fest.


    Warum das hochschalten mit Zwischengas (ohne zwischenkuppeln) leichter geht hat vermutlich xxischxx den Nagel auf den Kopf getroffen.


    Hier mal ein bisschen Theorie zum Getriebe im allgemeinen.. Im Grunde besteht der Antriebsstrang aus drei beweglichen Teilen. Das erste wäre der Motor, das zweite wäre die Eingangswelle des Getriebes und das dritte wäre die Ausgangswelle des Getriebes.
    Je nach Bauart sitzen die Zahnräder in der Regel auf der Eingangswelle und sind immer miteinander verbunden wobei bei älteren Traktoren auch mal tatsächlich die Zahnräder verschoben werden. Gehe jetzt einfach mal von einem Schubradgetriebe aus bei dem tatsächlich Zahnräder verschoben werden.


    Nun sieht beim schalten also der Schaltvorgang so aus:
    1. auskuppeln, jetzt ist der Motor von der Eingangs und Ausgangswelle getrennt. Jetzt ist keine Last mehr auf der Eingangswelle, es wird aus dem Gang heraus geschaltet.
    2. Jetzt versucht man den nächsten Gang ein zu legen.. Der Motor hat mittlerweile an Drehzahl verloren, ist aber ja auch nicht verbunden. Die Getriebe-Eingangswelle hat je nach Lagerung und Reibung auch an Geschwindigkeit verloren (oder steht vielleicht sogar?) und die Ausgangswelle die dreht so schnell wie der Traktor eben rollt.
    Nun stellt man sich vor das Zahnrad an der Eingangswelle steht, das Zahnrad an der Ausgangswelle dreht sich recht schnell, und man versucht jetzt den Gang ein zu legen... Das gibt dann das wunderschöne knirschende Geräusch das keiner gerne hört.
    Um den Gang einlegen zu können muss die Geschwindigkeit der Eingangswelle und der der Ausgangswelle sehr dicht beieinander sein.. (Vergleich, ein Zahnrad dreht sich nicht, ein anderes ganz langsam, würde ohne Probleme den Weg in die Zähne finden)


    Jetzt gibt es verschiedene Wege die Geschwindigkeiten der beiden Wellen anzugleichen. In späteren Fahrzeugen gibt es dafür die Synchronringe, die sind quasi kleine Kupplungen/Bremsen die kurz bevor der Gang durch Stifte/Zähne beide Wellen miteinander verbinden die beiden Wellen sanft miteinander "einkuppelt/einbremst" und somit die Geschwindigkeit der Eingangswelle an die der Ausgangswelle angleicht.


    Der andere Weg ist das zwischenkuppeln. Beim hoch schalten wird so während man im Leerlauf ist die Eingangswelle durch den Motor auf eine passende Drehzahl gebracht (da der Motor ja nach dem Gangwechsel auch mit niedrigerer Drehzahl weiter macht) und beim hoch schalten wird mit zwischenkuppeln und zwischengas gearbeitet. Dabei wird dann die Drehzahl der Eingangswelle durch den Motor erhöht, sodass es wieder zur Ausgangswelle passt.


    Eine andere "Variante" wäre, dass man beim hoch schalten schnell oder langsam genug schaltet dass die Drehzahl der Eingangswelle allein dadurch passt dass die Eingangswelle durch Reibung etc. Geschwindigkeit verliert. Daher kann man auch bei vielen unsycnchronisierten Traktoren ohne zwischenkuppeln hochschalten.


    Die nächste und leider häufig verwendete Variante ist Gewalt.. So lange man kein langes kratzen hört sondern nur ein knacks beim einlegen des Ganges stört das viele nicht, und bei den meisten Getrieben funktioniert das. (Es gibt allerdings auch Getriebe, vor allem Schubradgetriebe, bei denen man ohne vernünftiges zwischenkuppeln nicht mal mit Gewalt nen Gang rein kriegt)



    Oder das ganze kurz gefasst, es sind im Grunde drei Drehzahlen die wichtig sind. Motor, Eingangswelle, Ausgangswelle. Die Ausgangswelle ist immer so schnell wie die Räder drehen, wenn man runter schält dann wird die Übersetzung ja langsamer sprich der Motor und die Eingangswelle müssen schneller drehen um die Geschwindigkeit der Ausgangswelle zu erreichen, beim hoch schalten ist es genau anders herum.
    Den sanftesten Schaltvorgang bekommt man, egal ob im Auto oder Traktor, ob Synchronisiert oder nicht, wenn alle drei Drehzahlen möglichst dicht beieinander liegen.
    Passen die Drehzahlen, rutscht der Gang quasi von allein rein, und man fühlt beim einkuppeln keinen Ruck oder so was.


    Beim Auto, mit den Synchronringen, je schneller man den Gang wechselt desto härter müssen die Synchronringe die Eingangswelle bremsen/beschleunigen desto mehr muss man auf den Schalthebel drücken.. Schält man also langsam geht das schalten leichter. Also auch hier trifft die Theorie von xxischxx zu.


    Viele Traktorfahrer fahren mit zwischengas beim hoch schalten, weiß aber nicht ob das nur Angewohnheit ist.. Bei Turbo Fahrzeugen dürfte das ganze Sinn machen dass man während dem Schaltvorgang nicht an Ladedruck verliert und beim einkuppeln dann erst in ein Leistungsloch fällt.. Ist aber nur Theorie.
    Kaputt geht vom zwischengas geben jedenfalls nix, gerade beim Auto aber hast du natürlich mehr Spritverbrauch wenn du jedes mal beim schalten gas gibts.. Ob das spürbar was aus macht keine Ahnung.



    War jetzt ein etwas wirrer Post.. :D Hoffe trotzdem halbwegs verständlich..


    LG
    ps. man kann übrigens theoretisch auch ganz ohne Kupplung schalten, wenn die Drehzahlen passen. :whistling: Wird gerade im LKW Bereich oft so betrieben.

  • JA das stimmt auch nur fast Modelleicher mit deiner Schilderung eines Getriebes ;)
    Ein Getriebe hat mindestens 3 Wellen und zwar Eingangswelle welche mit der Kupplung verbunden ist und welches nur 1 Zahnrad das Eingangsrad hat davon geht es runter auf die Vorgelegewelle da befinden sich dann soviele Zahnräder wie das Getriebe Gänge hat+ das aZahnrad was mit dem Zahnrad der Eingangswelle verbunden ist. Dadrüber befindet sich dann die Ausgangswelle wo die einzelnen Gänge(Zahnräder) sich befinden und quasi mit der Achse verbunden sind. Der Einfachheit halber nehme ich jetzt mal ein Stiftschaltgetriebe : alle Zahnräder der 3 Wellen befinden sich immer Kraftschluss mit den jeweiligen Zahnrädern der Vorgelegewelle sprich alles dreht sich wenn eingekuppelt ist. die Zahnräder der Ausgangswelle können sich alles frei auf dieser drehen. Damit die Ausgangswelle sich dreht ist zwischen GAng 1u.2 3u.4 usw. eine Schiebemuffe welche jeweils an beiden Seiten Stifte hat welche in passende Löcher der jeweiligen Zahnräder links und rechts von der Muffe eingreifen.
    Hat man nun Gang 1 drin ist die muffe nach links verschoben und die Stifte im Eingriff mit dem Gangrad 1 somit dreht sich auch die Ausgangswelle. Wenn man nun in 2 Schaltet dann muss die Muffe von links(1) nach rechts(2) geschoben werden. Da Gang 1 schneller dreht als Gang 2 da kürzer Untersetzt können die Stifte nicht schnell genug in die löcher von Gang 2 eingreifen somit ratschen diese. Wenn Gang 1 nun langsamer wird weil ausgekuppelt ist und die Eingangs und Vorgelegewelle sich verlangsamen kommt man an den Punkt wo Gang 1 und 2 gleichschnell laufen und man kann sauber schalten.


    Edit zur Veranschaulichung

  • Hast du natürlich vollkommen Recht, und je nach Getriebe sogar noch mehr Wellen. Aber zur Vereinfachung hab ich das einfach mal außen vor gelassen, es ging mir in meinem Post ja hauptsächlich um die unterschiedlichen Drehzahlen und nachdem Eingangs und Vorgelegewelle (Und alle Zahnräder) immer miteinander verbunden sind ;) Die Drei Teile die sich getrennt voneinander bewegen können sind Motor, Eingangswelle und Ausgangswelle, vereinfacht gesagt. Zumal alles was zwischen Eingangs und Ausgangswelle ist bei jedem Fahrzeug wieder etwas anders ist.


    Übrigens ein Schnittbild vom F17:
    http://www.traktorteile-maier.…Poster%20Verkaufsbild.JPG

  • Das Zwischenkuppeln beim Hochschalten macht insofern Sinn, weil meistens die Getriebeeingangswelle beim Auskuppeln schneller an Drehzahl verliert, als der Motor. Besonders kalt, wenn das Getriebeöl noch zäh ist oder bei Motoren mit hoher Schwungmasse. Daher wird die Getriebeeingangswelle damit wieder auf das nötige Niveau beschleunigt und der Gang kann eingelegt werden. Beim Zwischenkuppeln lässt man die Kupplung los, nachdem der Gang heraus genommen wurde, und tritt die Kupplung erst wieder, wenn der Motor auf die richtige Drehzahl, genauer gesagt, minimal darunter, gesunken ist.


    xxischxx
    Wenn das Getriebe schnell an Drehzahl verliert, bleibt bei Deiner Methode nur ein sehr kleines Zeitfenster. Beim Magirus hatte ich auch, entgegen der Meinung meines Fahrlehrers, gedacht - wir schaffen das. In dem Fall - leider nicht.


    DASPOT
    Wenn das Schalten durch einfaches Gas geben ohne Zwischenkuppeln leichter geht, dann würde ich vermuten, dass die Kupplung nicht sauber trennt.


    Thema "kaputt gehen" - Wenn die Drehzahl passt, das ist beim Synchrongetriebe Gefühlssache, dann ist das absolut schonend. Wenn Du viel zu viel Gas gibst, rauf wie runter, dann verschleißen die Synchronringe deutlich mehr als ohne Zwischengas.


    Hab vor 30 Jahren Kfz-Mechaniker gelernt, diverse Oldtimer ab Bj. 1934 sowie LKW Bj. 1958-1964 gefahren. In der Fahrschule (Bundeswehr) auf nen alten Magirus (KHD), weil mir die Modernen zu langweilig waren :D

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!