• Also so langsam versteh ich die Welt nicht mehr...mein Vater hält an seinem Anbindestall und Mais, Silage, Heu und alles andere von Hand verteilen, mit dem Ladewagen Grünfutter (als einziges, was direkt in den Baren direkt verteilt) laden so an, da wird sich in 10 Jahren nichts ändern.
    Jetzt hat man in unseren Ladwewagen (nur für Grünfutter) vor 2 Jahren neue Ketten+Nüsse reingemacht, den kompletten Holzboden neu und jetzt ist er wirklich mal nach 20 Jahren trotz Pflege von Grünfutter gut gebraucht, will er ein komplett neues Querförderband auch neu rein bauen :wacko:
    Ich versteh es ja, wenn man an Sachen hält, die gut sind, unser 309 ist auch 31 Jahre alt und ich finde ihn einfach toll zu fahren, aber am Anbindestall mit 60 melkenden Kühen versteh ich einfach nicht warum er den Schritt nicht "wagt" zum Boxenlaufstall. Immer wenn ich ihn darauf anrede klatscht er mir Gegenargumente rein, die ja teilweise auch stimmen, aber ich denke mir halt immer: Wenn ca 95% in unserer Umgebung einen Boxenlaufstall seit ca 10-15 Jahre haben, kann es doch nicht so schlecht sein...
    Was ja der Größte Witz an der ganzen Sache ist: Unsere jetztige Maschinenhalle ist eigentlich als Boxenlaufstall geplant, die Halle steht jetzt seit 11 Jahren komplett da, nur das "Inventar" wie Kanäle etc, Melkstand, Futtertisch fehlt noch, für den jedoch schon eine Aussparung vorhanden wäre. Daneben steht eine wunderbare 4m tiefe 700m3 Güllegrube, die seit 2004 ebenfalls nur mit Regenwasser voll ist. Er ist ja auf dem Thema so verklemmt und irgendwie doch wieder offen, ich verstehe es echt nicht mehr. Ich will nicht einen neuen Stall für mehr Milch oder Geld, auch keinen Technologiebau, sondern nur einen Stall, der mal den Standart 2015 hat. Ich will doch nur das wir alle unsere Körper nicht total kaputt machen. Mutter klagt fast jeden Tag, das die Füße weh tun, Vater hat glaub ich auch schon mit den Knien zu kämpfen und ich will doch nur dass sie es sich zumindest mal etwas einfacher haben. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir uns einen Mischwagen zulegen, damit er nicht mehr alles mit meiner Mutter (wenn ich morgens nicht da bin) verteilen muss, aber nein, dann kommen wieder Gegenargumente und das Thema ist beendet.
    1 Tag Abends im Stall abwesend sein ist fast unmöglich, da ich immer helfen muss, das gleiche bei meiner Schwester.
    Ich schnalls einfach nicht, sonst ist er auch nicht so, wenn was auf den Markt kommt an Maschinen, die z.B, große Vorteile gegenüber der Alten hat ist er auch nicht so schlimm eingestellt das man das nie kauft etc.
    Ich habe ihm auch schon gesagt, wenn der Opa (77) nicht mehr jeden Tag 2 mal bei gutem Wetter mit dem Zetter fahren kann und auch Kälber nicht mehr "füttern" kann kann man auch nicht mehr alles heuen/öhmden und den Anbindestall alleine verhalten. Zum Gras selieren wäre die Technik gut da von den Wägen her, mein Onkel ist als Lohnunternehmer vor 1 Jahr zusätzlich ins Häckslergeschäft eingetreten, alles ist da, nur der Stall ist der Knackpunkt.
    Ich mache selbst so viel ich kann, aber als Lehrling ist man halt auch mehr Weg als zu Hause.


    Ich will jetzt hier bitte wirklich!! keinen Seelsorgetext machen aber wüsstet ihr was man da machen könnte?
    Manchmal denke ich mir einfach, dann lass ihn doch in seinem Stall schaffen, wird er schon noch merken, was er davon hat, aber ich habe halt irgendwie das Horror-Szenario im Kopf das er in 10 Jahren (jetzt 52) nicht mehr richtig arbeiten kann, weil er einfach Schmerzen hat und ich mit dem Hof bzw. Vieh allein da stehe...

  • @Franky:


    Frage 1: Die Kosten für einen Stallbau sind mir durchaus bewusst, aber da wir im Haupterwerb sind und seit 20 Jahren nichts mehr in den Stall investiert haben muss etwas auf der Seite sein, der Hauptbau vom Stall ist jetzt 60 Jahre alt und wir wirtschaften auch nicht "unrentabel"
    Gut, mir ist bewusst, das es bei uns vor 9 Jahren gebrannt hat und die Siloanlage neu aufgebaut werden musste, jedoch hat dort die gute Hälfte die Versicherung bezahlt.


    Frage 2: Ja, davon bin ich überzeugt


    Frage 3 in Frage 1 ;)

  • Schonmal versucht ihn dazu zu überreden dass ihr mal bei den Bauern in eurer Gegend mal vorbei schaut (Natürlich angemeldet) und euch von denen ihr Meinung zu diesem Konzept geben lassen. Kannst ihm ja sagen er muss ihn deshalb ja nicht gleich bauen sondern vor allem sich das ganze mal durch den Kopf gehen lassen. Fragen kostet nichts.

  • Dir ist bewusst dass 2020 schluss mit der Anbindehaltung ist. Heute muss wohl echt keine Kuh mehr angebunden sein, das ist einfach gute fachliche Praxis. Bezahl doch irgend nen Berater, dass er deinem Vater Angst macht, dass er unbedingt umbauen muss :D ... nein spass, aber in 5 Jahren spätestens muss er aufhören oder weg vom Anbinden.

  • MF390: woher hast du das denn????


    ich habe mich lang und breit informiert, bevor ich schlepper usw neu gekauft habe- vorhandene ställe haben bestandsschutz! die darfst du benutzen bis sie zusammenbrechen! (jedenfalls in niedersachsen)


    Lexi: unser letzter stallbau war 1983- vor 10 jahren gabs nochmal ein neues dach- das bedeutet aber nicht, dass automatisch das geld auf der bank liegt und schimmelt....inwieweit bist du ins finanzielle involviert? hast du nen überblick über eure kosten, einnahmen und kredite?
    wenn dein vater sich so streubt, wird es ganz sicher einen grund geben- und der heisst bestimmt nicht sturheit!


    ich denke du solltest dich erstmal in den hof einarbeiten und etwas hintergrundwissen erlangen.....


    nächste frage: wie liegt euer hof? ist späteres wachstum möglich? denke immer daran, dass er dann bald 2 familien ernähren soll/können muss wenn du nachfolger wirst...wenn also pachtland knapp und überteuert ist oder ihr mitten im dorf liegt und aussiedeln müsstet, wirds natürlich wesentlich schwieriger für die zukunft!

  • Ich kenn das von meinem Vater.
    Ein paar Sachen müssen unbedingt sein, aber andere Sachen will er absolut nicht anschaffen. Er hat angst das sie uns in den nächsten Jahren den Schweinestall dicht machen, weil die Schweinehaltung in dem Gebäude wohl nie Genehmigt wurde und der Güllebehälter ebenfalls nicht genehmigt ist.
    Was wäre denn wenn ihr aus dem Stall ein Tierwohl Stall baut und die staatliche Förderung mitnehmt (oder gibts Tierwohl für Kühe nicht?)
    Damit wäre die Investitionssumme von eurer Seite schonmal deutlich geringer.
    Und aufgeben in 5 Jahren ist auch Mist. Dessweiteren muss man sich ja auch vor Augen führen, wie Stallungen aussehen in die seit geraumer Zeit nichtsmehr investiert wurde (Gabs ja glaub ich ne Doku drüber)
    Ich denke mir dann aber auch immer:
    Noch ist es sein Hof, sein Geld, seine Maschinen und sein Stall. Wenn ers vor die Wand fährt oder sich kaputt macht hast du es ihm wenigstens gesagt. Wenn ein reicher Opa sein Erbe verjubelt bevor er stirbt guckt der Nachwuchs auch in die Röhre ;)

  • @franky: Also auf der ALB Fachtagung Rind im Frühjahr und auch was meine sonstigen Infos angeht hieß es, dass der momentane Stand der Dinge ein Verbot der Anbindehaltung auch in bestehenden Anlagen ab 2020 ist.


    Zitat

    In der ökologischen Landwirtschaft ist die Anbindehaltung seit Anfang 2014 verboten. In der konventionellen Rinderhaltung ist dagegen erst 2020 mit dem in Kraft treten eines Verbotes zu rechnen.

  • @Claaslexion550:
    Frage 1: Darf ich fragen woher du genau kommst?? Ich komme auch von der schwäbischen Alb und bin hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig. Allerdings gibts hier bei uns starke Unterschiede was Flächenknappheit, durchschnittliche Schlaggröße, etc angeht... Mit ner ungefähren Angabe könnte ich vllt auch ne Abschätzung abgeben.


    Frage 2: Wie viel Fläche habt ihr denn zur Verfügung...wenn du nen neuen Stall bauen willst, muss das meiner Meinung nach mindestens in Richtung 120 Plätze gehen, bei der aktuellen Situation aufm Milchmarkt... :S


    Frage 3: Wie alt bist du denn?? Und hast du ne landw. Ausbildung?

  • Schlüter Farmer: Das wäre eine Möglichkeit, mal fragen


    MF390: Ja, das ist mir bewusst.


    @Franky: Also finanziellen Überblick hab ich größtenteils mit der ganzen Buchführung, aber über Kredite hab ich noch nichts gesehen


    @Patte: Meinst du den "Tierwohlstall" noch im jetzigen Stall. Das kann ich mir weniger vor stellen, da der jetzige Anbindestall mal abgesehen vom letzten Anbau schon seine Zeit hinter sich hat. Der Putz an den Mäuern blättert weg und es sieht alles nicht mehr so stark aus, das ich da drin was umbauen könnte.


    Unser Hof liegt 10km nördlich von Ulm. Wir haben schon vor 50 Jahren ausgesiedelt, haben insgesamt ca. 85ha (ca 62ha Acker-und 23ha Grünland). Die Durchschnittliche Schlaggröße liegt bei ca 2,5-3ha +/-.
    Aufgeben mit der Viehhaltung kann ich mir schlecht vorstellen, 1 da ansonsten an Kapital schon einiges fehlt. Da müsste jemand einen Hof mit etwa 20-30ha verpachten(Beispiel) das man nur vom Ackerbau leben könnte.


    Mit Pachtkosten ist es bei uns noch nicht so hoch, dass man von unwirtschaftlichkeit sprechen kann (ca. 500€)


    Ich mache z.Zt. eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker, 1.Lehrjahr, bin 17 Jahre alt und habe vor, nachdem ich den Gesellenbrief habe eine Landwirtschaftliche Ausbildung zu machen.
    Ich kenn mich im Grundlegenden schon gut aus, jedoch wenn es wirklich in den Bereich geht, wo wirklich Fachwissen, das man in der Ausbildung lernt, braucht, dann kann ich nicht mehr mitreden.

  • Eigentlich kann sich das doch alles sehen lassen. Im Frühjahr hatten wir im Rahmen unseren Stallbau Moduls an der Uni mehrere Ställe in Richtung Schwäbisch Gmnünd und Aalen besichtigt, auch den einen Lely Hof da wo mal von Eder Landtechnik groß was in Facebook war. Jedenfalls baut einer dieser Landwirte gerade für seinen Sohn quasi nen neuen Stall für 100 Kühe und ich glaub 70% Eigenleistung... Kosten bei etwas 350.000€ ca. Komplettes Holz ausm eigenen Wald etc. der hat aktuell auch in Abindehaltung stehen und wollte billig bauen. Der Stall ist nicht perfekt, was aber jetzt nicht unbedingt am Geld/ der Eigenleistung liegt aber für das kleine Budget ziemlich beachtenswert. Dann Haben wir noch die Variante Folienhalle als Stall gesehn, was mir perönlich mit am besten gefiel, was durchlüftung und Licht angeht, außerdem recht günstig und schnell gebaut.

  • Mal davon abgesehen dass ich generell keine Lust habe, in meinem Leben nochmal Kühe zu melken: Wenn dein Vater davon ausgeht dass du den Hof mal übernimmst, sitzt hier doch eines der Druckmittel. Dem tät ich erzählen dass ich keine Lust habe den Hof zu übernehmen und dann in dem alten Stall rumzuwerkeln. Das mag er dir anfangs nicht glauben, aber nach der Lehre tät ich ihm dann einfach mal erzählen dass du Pläne hast bei irgendnem anderen Betrieb unterzukommen und dort zu arbeiten. Irgendwann wird ers dann vllt kapieren. Und ganz ehrlich: Wär ich in der Situation würde ich da ernst machen und mich wirklich anderweitig umschauen. Im Jahr 2015 noch im Anbindestall melken, ne danke. Ich häcksel heut ja auch nicht mehr mit nem Einreiher Mais...


    Stallbau kann heute durchaus sehr teuer werden, gibt ja viele schöne Spielerein. Muss aber auch nicht, der Trend zum Kaltstall ist ja nachwievor da und ein Kaltstall braucht keine großartige Dämmung, Dach usw. Da kommts dann eher auf die Inneneinrichtung an. Für 60 Kühe würde ich aber wohl auch nicht mehr bauen, dann eher 120 aufwärts. Und da könnts mit euren Flächen dann schon wieder eng werden.

    The good old days, the honest man
    The restless heart, the Promised Land,
    A subtle kiss that no one sees,
    A broken wrist and a big trapeze

  • Zitat

    Frage 2: Wie viel Fläche habt ihr denn zur Verfügung...wenn du nen neuen Stall bauen willst, muss das meiner Meinung nach mindestens in Richtung 120 Plätze gehen, bei der aktuellen Situation aufm Milchmarkt... :S


    Den Unfug liest man leider immer wieder, aber man sieht immer nur die Aussage in den Raum gestellt, ne Begründung dazu liest man seltenst.


    Gegenthese: Ich behaupte mal der klassische Familienbetrieb mit 50-80 Milchkühen ist am zukunftsfähigsten.


    120 Kühe erfordern die entsprechende Fläche. Da kommt man in den Bereich wo man im Regelfall entweder auf nen Angestellten angewiesen ist, oder aber die Außenwirtschaft wenigstens teilweise auslagern muss. Alleine um nen angestellten zu Refinanzieren muss man nen ganzen haufen Kühe mehr melken. Ist ja auch klar. Familien-AK wird üblicherweise mit 15€/AKh im Lohnansatz gerechnet, für ne gute Fremd-AK brauchst unter 18€/AKh gar nicht mehr anfangen..., tendenziell eher mehr.
    Variante B ist die Vergabe der Außenwirtschaft - gleiches Spiel. Da melkst auch 20 Kühe im Jahr nur für den Lebensunterhalt des Lohnunternehmers.


    Aber das ist ja im Endeffekt auch egal. Selbst wenn man alles mit Familien-AK abdecken könnte. Pro Kuh und Jahr kannst im Laufstall ca. 40 Stunden/Kuh/a ansetzen, darunter geht NICHTS. Realistischer sind bei guter vorbildlicher Herdenführung eher 45 AKh/Kuh/a.


    So.


    120 x 45 = 5400 Stunden/a. Dazu haust noch allgemeine Arbeiten drauf, i.d.R. 3h/Kuh/a ---> 5760 Stunden. Eine AK definiert sich mit 2300 Stunden. Damit sind schonmal knapp 2,5 Arbeitskräfte NUR mit dem Milchvieh beschäftigt. Da ist noch kein Jungvieh dabei. Noch keine Außenwirtschaft dabei. In welcher Welt soll das als (klassicher) Familienbetrieb zu stemmen sein?
    Gut, dass das in der Landwirtschaft mit 2300 Stunden pro Jahr nicht hinkommt weiß ich selbst zur genüge. Nur dann sind wir eben wieder bei dem Punkt wo man sich selbst bzgl. Wirtschaftlichkeit anlügt und die Sache für sich schön rechnet.


    Dann gehts bei der Fläche weiter. 85 ha für 120 Kühe + Nachzucht. Weiß nicht wie´s bei ihnen ist, in unserer Region fütterst damit i.d.R. keine 120 Kühe inkl. Nachzucht. Und selbst wenns als Futterfläche ausreicht, bleibt immer noch das Problem die Gülle unterzubekommen. Dünge-Verordnung wird immer schärfer, GV-Besatz wird immer mehr kastriert werden, wartets mal ab. Also wird an zusätzlicher Fläche auch fast nichts vorbei führen. Mit meinen erwähnten 70-80 Kühen kannst definitiv mit bestehenden Faktoren planen. Und dann gehts ja weiter. Güllegrube mit 700m³, kannst bei 120 Kühen auch löten.
    Denkt da einfach mal bissl langfristiger. In meinen Augen ist das ein scheiß Trend die Tierzahl immer mehr in die Höhe zu treiben. Die veredlungsstarken Regionen im Nord-Westen haben es uns vorgemacht was man für Probleme bekommen kann, wenn der eigentlich wertvolle Dünger Gülle teuer entsorgt werden muss weil einfach hinten und vorn die Fläche nicht reicht. Aber da haben zum Teil selbst die vom Landwirtschafts-Amt ein riesen Brett vorm Kopf.


    Ist halt ne denkbar ungünstige Zeit für ne Investition im Milchviehbereich, auch wenn das niemand hören will. Würdet ihr euch Gedanken machen das mit dem Milchvieh auslaufen zu lassen wäre die Sache recht einfach - im Anbindestall weiter machen (Verbot wird da so schnell nicht kommen..., 2020 garantiert noch nicht), billiger melkst du einfach nicht, bezahlte Technik und Gebäude - die Waffe bei sinkenden Milchpreisen. Und auf 8500 Stalldurchschnitt kann man auch hier kommen - eben weil der Komfort nicht so schlecht ist wie der Ruf des Anbindestall es vermuten lässt!
    Größeres Problem ist im Anbindestall eben das "unergonomische" Arbeiten, arbeite selbst zum Teil im Anbindestall, ist mir bekannt, da geht nach Jahrzehnten irgendwann Hüfte oder andere Gelenke über den Jordan. Aber da seh ich auch Potential die Sachen zu vereinfachen, bzw. hast du ja selbst schon angesprochen das man gerade im Bereich Fütterung einiges vereinfachen könnte...
    Klar, wenn feststeht die Milchviehhaltung soll weiter laufen, muss eigentlich ne Investition erfolgen, oder anders gesagt hätte dann eigentlich schon vor einigen Jahren erfolgen müssen. Was derzeit für ne Investition in der Größenordnung spricht sind die Zinsen, aber die können auch ne kurzfristige Erscheinung sein, was langfristig eher dagegen spricht ist die Ungewissheit der Milchpreisentwicklung. Aber wenn Baumaßnahme dann definitiv konventionelle Melktechnik, sprich Melkstand. Roboter schlägt mit 2-3 Cent Mehrkosten pro erzeugten Liter Milch gegenüber Melkstand ein - sowas wird man sich in Zukunft nicht leisten können. Einzig denkbar wäre die Variante wenn man sagt man kann die erreichte Flexibilität durch den Wegfall des Melkens anders gewinnbringend Nutzen.


    Und wenn Baumaßnahme dann definitiv unter berücksichtigung aller Tierwohlrichtlinien die bestehen, bzw. derzeit im raumstehen. Die 35% Premiumförderung sind ganz essentiell wichtig für die Wirtschaftlichkeit - ohne brauchst gar ned anfangen.

  • Den Unfug liest man leider immer wieder, aber man sieht immer nur die Aussage in den Raum gestellt, ne Begründung dazu liest man seltenst.

    Die kann ich dir gerne geben, hab aber darauf verzichtet weil das hier glaub nicht sonderlich viel zur Sache tut. Liefer ich aber sehr gerne nach :)


    Im Grunde bin ich mit deiner Zeitaufwand Rechnung einigermaßen einverstanden, nur der Punkt mit der Fremd-AK mit 18€ Stundenlohn geht mir nicht runter. Am besten beschreibe ich mal meinen Gedankengang anhand unserem Betrieb. Wir bewirtschaften auf rund 250ha LF und haben vor 10 Jahren auf 170 Milchkühe aufgestockt, zuzüglich weiblicher Nachzucht. Meine Eltern bewirtschaften den Betrieb im Haupterwerb, ich bin auch immer am Start, wenn es mein Studium zulässt (Agrar). Dazu noch mein Opa, der bei Arbeitsspitzen in der Außenwirtschaft aushilft. Darüber hinaus haben wir noch einen Angestellten der zu 50% bei uns arbeitet. Der gute Mann kommt aus dem Kosovo und spricht ein paar Worte deutsch, aber er ist bemüht und gibt immer Vollgas :thumbup: Seine Hauptaufgabe ist vorrangig das Kälbertränken, wobei man ja nicht wirklich viel falsch machen kann. Dazu hat er noch ein paar kleinere Aufgaben, die er alle zur Zufriedenheit ausführt. Aber trotzdem: er ist eine ungelernte, unterqualifizierte Arbeitskraft mit schlechten Sprachkenntnissen. Denkst du im Ernst wir bezahlen dem 18€?? Das bekommt vllt ein ausgelernter Landwirt, aber nicht so jemand.
    Und in Verbindung mit unseren beiden Melkrobotern (die zwar nicht unbedingt viel Zeit einsparen, aber den zeitlichen Aufwand besser verteilen) ist es somit sehr gut möglich einen solchen Betrieb zu bewirtschaften.
    Im übrigen sind auch deine 3ct/Liter Milch etwas hoch, die angeblich der Melkroboter schluckt...wir mussten in neue Melktechnik investieren und ein Karussel inkl. Arbeitskraft wären auf lange Sicht nicht viel billiger gewesen.


    Low-Input-Farming wie du es ansprichst (Anbindestall) ist zwar für bestimmte Regionen interessant, aber wenn ich hier bei uns im Oberschwäbischen nicht mitwachse, komme ich die nächsten 10-20 Jahre unter die Räder des Strukturwandels. Dass wir somit zu diesem zwar auch beitragen ist uns wohl bewusst, aber anders kann ich hier nicht konkurenzfähig bleiben.


    Und das Verbot des Anbindestalls kommt definitiv 2020!! Zwar steht noch ein beachtlicher Anteil der Milchkühe in einem solchen, aber mit der aktuellen öffentlichen Debatte über Tierhaltung, sowie den Zielen im Koalitionsvertrag ist es unwahrscheinlich dass diese Frist nicht eingehalten wird.


    Mfg

  • Steyr: Mit den 50-80 Milchkühen stimme ich dir voll und ganz zu. So wie jetzt der "geplante" Stall steht würden 70-80 Kühe Platz finden. Mit dem Arbeitslohn sehe ich es auch etwas kritisch, und auch wenn es sich etwas blöd anhört aber ich würde es ohne ausländische Aushilfskraft bevorzugen, haben zwar auch 2 Betriebe in näherer Umgebung, aber beide dann mit 120 Kühen.
    Das nächste was ja wäre ist das Gülleproblem. Der Nachbarbetrieb mit 120 + Nachzucht fährt bei jedem Schnitt Gras aber jeden cm2 Gülle aus, teilweise auch schon egal ob es antrocknet oder nicht.
    Mit der Futterversorgung hat er auch seine Grenzen m.M. nach fast schon überschritten. Etwa 1/3 bis 1/2 sind nur Mais angebaut.
    Ich denke mir, wie du gesagt hast, das 60-80 optimal sind.
    Sonnst stemmst du es als Familienbetrieb alleine nicht mehr.
    Das wir z.Zt. den Vorteil mit dem abbezahlten Stall haben, das stimmt. Ich will ja nicht von Heute auf Morgen alles umreisen, aber etwas damit befassen und es mal langsam aber sicher ankurbeln, und wie du sagtest, geht halt alles auf den Körper.


    Bei Robotern bin ich gespaltener Meinung: Auf der einen Seite hast du etwas flexiblere Stallzeiten in der Ernte und wenn eine Arbeitskraft ausfällt ist "sozusagen das Melken abgenommen".
    Aber ich habe es lieber wenn man die Kühe einfach 2x am Tag sieht und weiß, wie es aussieht. Bekommt man halt beim Roboter per PC mit.
    Das andere ist halt das ich mit dem Roboter das "Thema Stall" abends um 22,00 (außer natürlich wenn eine Kuh kalbt o.ä.) nicht beendet habe. Der kann dir um 14,00 anfunken mit dieser und jener Störung aber auch um 3,00 Nachts. Und wenn der Roboter ausfällt ist alles scheiße!
    Unser Strohhändler aus Österreich ( nähe von Dornbirn) sagt auch, dass bei ihnen die Bauern teilweise ihren Roboter auch wieder raus schmeißen und konventionell melken. Servicemitarbeiter von Clement(Kühltechnik) hat gemeint, in der Nähe von Freiburg häbe ein Bauer 2 Roboter im Stall und die haben Service bzw. Reperaturkosten in Höhe in nur 1 Jahr! von gut 30k gehabt.


    Naja, zurück zum eigentlichen ^^


    Aber schon mal danke das ihr so gut beratet :thumbup:

  • der hat erzählt und der meint....das ist doch alles geschwätz! zum thema roboter sage ich nur, dass mein onkel bei ner herde von fast 1000 kühen in 3 ställen 2 ställe mit robotern bestückt hat- im altbau steht noch ein konventioneller side-by-side-melkstand für 14 kühe....


    auch diese aussage von 80 oder 120 kühen kann ich nicht nachvollziehen- mein nachbar melkt auch 170 kühe+ weibliche nachzucht. er hat 25ha acker wie ich weiss- grünland keine ahnung. dieser betrieb wird von 2 personen bewirtschaftet- und die frau halbtags bzw vollzeit wenn silofahren angesagt ist. die flächen werden nur für den futterbau genutzt, wobei die komplette saat und ernte vom lohnunternehmer per bewirtschaftungsvertrag erledigt wird. nur das gras mähen, heu machen, grünlandpflege und düngung wird selbst gemacht....


    wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich für mich nen tretmiststall für meine 50 kühe bauen- mit roboter! so können sich meine eltern zur ruhe setzen und meine frau und ich können weiter zur arbeit gehen...


    und überhaupt: wollt ihr denn wirklich herdensklave werden und jeden tag 6 std im melkstand stehen? klar, dass man dann auf dem feld nichts mehr schafft! für mich geht bei einem neu- oder umbau kein weg am roboter mehr vorbei! rechnet allein mal die zeitersparnis- und vor allem, was ihr alles in der zeit machen könntet, was sonst jemand anders für euch erledigen müsste!


    zu guter letzt noch ein immenser vorteil des anbindestalls: weniger krankheiten! sachen die sich von tier zu tier übertragen können, treten im anbindestall seltener auf- zb montellaro!

  • Franky das ist ja schonmal sowas vond er falsche Ansatz sich nen Roboter zu holen.... Roboter macht nicht viel weniger Arbeit, nur es verteilt sich zeitlich komplett anders. Vorallem wenn du arbeiten gehst... ich weis ja nicht ob deine Frau arbeitet, aber was machst wenn du auf arbeit bist und der Roboter anruft und ihr beide arbeiten seid? Geht nur wenn deine Eltern sich mit der Technik auseinandersetzen. Also sagen wirs mal so, wenn man kontinuierlich wachsen will und nicht in 70er Schritten ist der Roboter nicht die beste Wahl. Anders gesehen: Wenn du 200 Kühe hast und dir nen Melkstand holst kannst du damit auch 250 Kühe Melken... mit dem Roboter nicht. Und für das Geld was der Roboter mehr pro L Milch kostet kannst dir zum Melken auch den Angestellten einsetzen den du bei der Größe wahrscheinlich hast, damit du ned der "Melksklave" bist. Naja ab einer gewissen Kuhzahl würde ich nicht mehr zum Roboter greifen, auch wegen der wachsenden Kontrollarbeit und evtl Nachtreiben je nach System. Bauer im Nachbarort mit 70 Kühen hat sich auch nen Festangestellten geholt halbtags glaub ich, der dann alle 2 Tage melkt tec. damit er sich auch mal nen freien Tag machen kann usw.

  • Zitat

    und überhaupt: wollt ihr denn wirklich herdensklave werden und jeden tag 6 std im melkstand stehen? klar, dass man dann auf dem feld nichts mehr schafft! für mich geht bei einem neu- oder umbau kein weg am roboter mehr vorbei! rechnet allein mal die zeitersparnis- und vor allem, was ihr alles in der zeit machen könntet, was sonst jemand anders für euch erledigen müsste!


    Beim Roboter hast du KEINE Zeiteinsparung. Durch den Melkroboter wird lediglich die Melkarbeit automatisiert, die Zeit musst du aber im Endeffekt ins Herdenmanagement investieren sonst geht die Sache schief. Man erreicht eine wachsende Flexibilität der Arbeitszeit - gerade zu Arbeitsspitzen in der Ernte ein interessanter Aspekt - ob ich mir damit die Sache schön rechnen kann? Wie du das beschreibst ist das ne Milchmädchenrechnung.


    Btw., wer 6 Stunden am Tag im Melkstand steht, hat da definitiv bei der Dimensionierung des selbigen bissl nen Fehler gemacht.... 8o:D


    Aber ja, ich bevorzuge Melkstand. Erstensmal macht in nem zeitgemäßen Melkstand das Melken echt richtig Spaß. Zum weiteren hab ich die Kühe schon zweimal täglich gesehen - ersetzt nicht die Herdenbeobachtung - aber besser wie nix.


    Zu den erwähnten Mehrkosten. Wir haben die letzten Wochen Seminararbeit über Melkroboter geschrieben, hab quasi in manchen Nächten vom Melkroboter geträumt... :D . Fachliteratur spricht von 1-3 Cent Mehrkosten (teilweise 2-3 wie oben geschrieben), Studien besagen es. Und jetzt oh wunder, meine Kalkulation für den Beratungsbetrieb kommt auch auf einen Kostenzuwachs von guten 2 Ct/kg Milch durch den Roboterbetrieb! Da brauchen wir nicht von "der hat erzählt und der meint" anfangen - dass sind einfach Tatsachen die bei Aufschlüsselung der Vollkosten Schwarz-auf-Weiß am Papierstehen. 2 Cent haben oder nicht haben kann bei der Milchpreisentwicklung ein gewichtiger Unterschied sein!



    Zitat

    zu guter letzt noch ein immenser vorteil des anbindestalls: weniger krankheiten! sachen die sich von tier zu tier übertragen können, treten im anbindestall seltener auf- zb montellaro!


    Da stimm ich mit dir überein...


    Zitat


    Im Grunde bin ich mit deiner Zeitaufwand Rechnung einigermaßen einverstanden, nur der Punkt mit der Fremd-AK mit 18€ Stundenlohn geht mir nicht runter


    Ja gut, da spielen dann wohl auch wieder regionale Aspekte mit rein, aber prinzipell seh ich die 18€ (aufwärts!) schon als nen realistischen Wert an, aber ja, muss ich wohl konkretisieren, ist natürlich für ne ausgebildete Fachkraft gerechnet - die man aber i.d.R. dann auch braucht, wenns nicht nur ab und zu mal für paar Handgriffe ne Hilfe braucht.



    Zitat


    Und das Verbot des Anbindestalls kommt definitiv 2020!! Zwar steht noch ein beachtlicher Anteil der Milchkühe in einem solchen, aber mit der aktuellen öffentlichen Debatte über Tierhaltung, sowie den Zielen im Koalitionsvertrag ist es unwahrscheinlich dass diese Frist nicht eingehalten wird.


    Dazu würde mich mal ne konkrete Textstelle interessieren? Danke!

  • Also, ich würd dir unbedingt raten, schau dir mit deinem Vater andere Ställe an und versuch ihn alles "schmackhaft" zu machen ;) Zudem würd ich beim Stallbau nichts überstürzen! Lieber ein Jahr länger warten und überdenken...


    Das mit der "Arbeitserleichterung" ist in meinen Augen so ne Sache!!! Mein Nachbar, bei dem ich oft am Hof im Stall/Hof aushelfe, hat in den letzten Jahren gewaltig Investiert! vor 8 Jahren Kälberstall/Stall für Trockensteher/ Abkalbebox neu gebaut, heuer alles andere erneuert! Arbeitstechnisch ist jetzt echt top unterwegs, zumindest in meinen Augen! Seit n paar Wochen hat er nun auch ne Sieplo Futterschaufel fürn Merlo und bald wird ein "Buttler" dazu kommen! Die ganze Fütterrei geht nun fast alles vorm Tele/Hoflader aus! Kraftfutterilos werden auch über die Ferbedienug gesteuert!


    n Melkroboter, wäre jetzt auch noch schön, würde sich jedoch bei nur 35 Kühen "nie" amortisieren :D





    zum Thema Kosten 2 Beispiele:
    ich bin im Zuge eines MF-Seminars in div. Ställe gekommen!!!


    1. Stall für 75 Kühe mit Melkroboter, um sage und schreibe 700.000€ (inkl. Mwst)
    2. Stall(mit Aufstallung, Melktechink...) für ca. 400 Kühe+Nachzucht+Futterlager um "nur" 1.700.000€ (exkl. Mwst.)




    MfG Spiderpig

  • also tut mir leid- ich bleibe vom roboter überzeugt! die angesprochene flexibilität ist für mich schon grund genug! ja und was ist bei ner störung wenn meine frau und ich arbeiten? dann kann auch mama nachschauen- und wenn sie dann nicht weiterweiss, kann sie immer noch den händler anrufen....aber wieviel störungen kann/soll es geben? sicher einige in der eingewöhnungszeit- aber bei meinem onkel sinds bei 2x7 robotern für 2x 350 kühe vielleicht 1 im monat.....
    und zur tierbeobachtung- irgendwie will sich mein alter herr ja auch beschäftigen- macht jetzt ja auch nichts anderes....was sein wird, wenn er nicht mehr ist, kann ich mir in 15 jahren überlegen...


    ihr preisst auch immer die kosten an- wenn der roboter nicht billiger wäre, glaube ich nicht, dass mein onkel welche hätte! er braucht keine melker, muss sich keine sorgen um zuverlässigkeit, urlaub oder krankheit machen- und der platzbedarf ist auch entschieden geringer, was die baukosten senkt!


    als letztes wurde ja noch die melkstandgrösse angesprochen....klar- man kann 350 kühe in 2 stunden melken...da zückt mein onkel als banker dann den taschenrechner und erzählt euch wie hoch die kosten pro kuh und jahr sind (ich kanns nicht)- wenn ihr die 350 kühe aber in 6 stunden melkt, bedeutet das ganz klar, dass der melkstand wesentlich kleiner ist- also viel weniger kapital verschlungen hat- sprich die kosten pro kuh und jahr sind wesentlich geringer und anstatt ne vollzeitkraft mit anderen hilfsarbeiten auslasten zu müssen, hat er 2 die auch wirklich nur melken- 1.schicht von 3-11 morgens und 2. schicht von 2-11 abends inklusive reinigung usw....


    schaut mal in die usa: da wird rund um die uhr gemolken im schichtbetrieb- da kommt keiner auf die idee den stand so gross zu bauen, dass man in 2 stunden fertig ist....

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